Testspiel – Ein Augenschein vom Derby

Gestern trafen in Brunnen die FCL Kicker auf den SC Kriens. Beim zweiten Testspiel zeigte sich die Mannschaft trotz intensiver Vorbereitung in guter Verfassung und gewann die Partie problemlos mit 6:0. FCL Fan Blog war live vor Ort dabei und hat einige Beobachtungen gemacht.

Einmarsch


All about the left wing

Ferreira in action

Luzerns Offensive wurde in der ersten Halbzeit vorwiegend über die linke Seite gefährlich. Claudio Lustenberger  und Nelson Ferreira vermochten auf diesem Flügel in der ersten Halbzeit viel Druck zu erzeugen und leiteten so viele gefährliche Aktionen ein. Ihr Zusammenspiel und die Kommunikation funktionierten hervorragend und der Einsatz stimmte. Einzig die Präzision beim letzten Pass oder bei einigen Flanken offenbarte Verbesserungspotential. Die rechte Seite blieb währenddessen blasser. Zwar gelangen auch dort einige gute Aktionen, das Gros des Spiels fand aber über links statt. Bei der starken Besetzung auf rechts doch etwas erstaunlich. Daniel Gygax und Sally Sarr erzeugten aber deutlich weniger Druck.

Lezcano

Dario Lezcano begann dieses Spiel hinter einer einzigen Spitze – Dejan Sorgic. In einem 4-2-3-1 schlüpfte er in die Rolle der Nummer 10. Dabei zeigte er eine kämpferisch gute Partie und verteilte die Bälle clever auf die Seiten. Auch ein paar weniger erfolgreiche Pässe in die Tiefe auf Sorgic wurden versucht. Lezcano gelangen zudem schon früh zwei Tore (12. & 17. Minute), welche das Spiel in die richtigen Bahnen lenkte. Allerdings sollte man sich von den Toren nicht blenden lassen. Hinter den Spitzen bleibt ihm noch deutlich Luft für eine Steigerung. Gute Ansätze waren aber auszumachen.

Munti

Der Neuzugang Philipp Muntwiler spielte in den ersten 45 Minuten und lieferte eine ordentliche Partie ab. Gegen hinten half er fiel aus und eroberte einige Bälle. Nach vorne zeigte er aber noch nicht die ganz grossen Geniestreiche. Es lässt sich konstatieren; es war eine solide Partie, aber noch keine Leistung, welche euphorisch werden liesse. Sein Partner in der Zentrale – Alain Wiss – zeigte eine starke Partie. Er präsentierte sich wie immer zweikampfstark und ballsicher mit einer guten Übersicht. Die beiden eher defensiv ausgerichteten Mittelfeldakteure brauchen noch ein wenig Zeit, um zusammen zu finden, die ersten Ansätze stimmen jedoch positiv.

Wackelkandidaten

gewohntes Bild – Anspiel Kriens

Auch viele der Wackelkandidaten kamen zum Einsatz. Sorgic, Luqmon, Urtic, Siegrist oder auch Pacar erhielten jeweils über 45-Minuten die Möglichkeit, den Coach von ihren Qualitäten zu überzeugen. Die Defensivakteure Luqmon und Urtic spielten auf den Positionen der Aussenverteidiger in der zweiten Halbzeit eine solide Partie. Allerdings wurden sie auch kaum gefordert. Gegen ein schwaches Kriens war es relativ einfach, hinten solide auszusehen. Vorne zeigten Siegrist und Pacar ebenfalls ansprechende Leistungen. Beide schossen ein Tor und waren willig und motiviert. Einzige Enttäuschung war Sorgic, welcher die erste Halbzeit nicht für ein Bewerbungsschreiben nutzen konnte. Sein Timing war oft schlecht und die Präzision in den Pässen fehlte ebenfalls. Körperlich vermochte er sich zudem nur selten durchzusetzen. Müsste aufgrund dieses Spiels einer aussortiert werden, wäre dies eindeutig Sorgic. Noch bleiben den Wackelkandidaten einige Spiele, um Yakin mit ihren Qualitäten zu beeindrucken. Wer es schlussendlich schafft, im Kader zu verbleiben, steht aber noch in den Sternen.

Fazit

Solider Auftritt der Blau-Weissen

Der FCL überzeugte in diesem Spiel und verliess den Platz hoch verdient als Sieger. Kriens hatte kaum Offensiv-Aktionen zu verzeichnen. Erst gegen den Schluss der Begegnung wurden sie ab und zu gefährlich. Der junge Räber im Tor hielt aber glänzend und sicherte den blau-weissen den Shutout. Kriens war ein schwacher Gegner und blieb vorerst eine Erklärung schuldig, wie sie in der 1. Liga Promotion bestehen wollen. Auch die Höhe des Luzerner Triumphs geht absolut in Ordnung. Mit etwas mehr Effizienz hätten sogar noch mehr Tore herausschauen können. Die Erwartungen wurden erfüllt. Allerdings bleibt noch genug Arbeit. Die Intensität des Spiels war nicht allzu hoch. Gegen höher dotierte Gegner muss sich die Mannschaft deutlich steigern. Vorerst aber step by step. Das Team befindet sich auf dem richtigen Weg. Die neue Saison kann kommen.

Alain Wiss – Innenverteidiger

Alain Wiss

Es ist ja eigentlich nichts Neues. Alain Wiss ist ein grosses Talent. Dies hat er in den letzten Spielen einmal mehr unter Beweis gestellt. Allerdings auf einer ihm bisher selten zugedachten Position. Dieser Artikel befasst sich damit, wieso Wiss gerade auf dieser neuen Position endlich den Durchbruch schaffen könnte.

Der junge Littauer hat ein gutes Timing in Zweikämpfen und ist defensiv sehr solide. Bisher war seine Position im defensiven oder zentralen Mittelfeld anzutreffen. Da gibt es jedoch grosse Konkurrenz. Breit ausgelegt streitet sich Wiss mit Renggli, Kukeli, Hochstrasser, Kryeziu, Ohayon, Bento und Hyka um drei Positionen in der Anfangsformation. In der Vorrunde schienen Kukeli, Renggli und Hochstrasser gesetzt. Für die Jungen war es beinahe nicht möglich, an diesen Spielern vorbei zu kommen. Ab Sommer wird auch noch Muntwiler in diesen Positionskampf eingreifen. Die durchwachsenen Leistungen der letzten Spiele haben jedoch Bewegung ins Team gebracht. Viele Spieler mussten ihre angestammten Positionen verlassen, um Ausfälle zu kompensieren oder wurden Teil eines Rotationsprinzips. Dabei wurde auch Alain Wiss eine neue Position zugeteilt – jene des Innenverteidigers. Es ist ja nicht das erste Mal, dass er in der zentralen Abwehr zum Zuge kommt und eine gute Figur abgibt. Es ist jedoch das erste Mal, dass die sonst unangefochtenen Innenverteidiger zeitgleich in der Kritik stehen. Puljic hat sich mit schlechten Leistungen selbst zum Wackelkandidaten qualifiziert. Auch Sarr spielt nicht mehr so überzeugend wie noch in der Vorrunde. So ergab sich in den letzten drei Spielen für Wiss die Chance, ein weiteres Mal sein Können als Innenverteidiger unter Beweis zu stellen. Und er hat sie zweifelsohne gepackt. Wiss hat total überzeugt und verdient jetzt eine faire Chance. Neben wem er starten soll, kann diskutiert werden. Renggli hat in den letzten Spielen als Innenverteidiger ebenfalls extrem gut gespielt. Jedoch nutzt er der Mannschaft im defensiven Mittelfeld vielleicht mehr. Daneben sind noch Sarr und Puljic – die eigentlichen Stammspieler dieser Saison. Jedoch hat deren Ruf in letzter Zeit gelitten und viele individuelle Fehler führten zu heftigen Diskussionen.

Wiss als Captain der U-20

Wiss hat in den letzten Jahren immer wieder überzeugt und trotzdem hat keiner der Trainer auf ihn gesetzt. Unter anderem auch deshalb, weil er ständig als der Junge mit fehlender Erfahrung galt. Dass ein junger Spieler zwangsläufig nicht mit jahrelanger internationaler Erfahrung aufwarten kann, wurde dabei regelmässig vernachlässigt. In den letzten Jahren hat sich dies jedoch langsam und stetig verändert. In der Meisterschaft kam Wiss immer öfters zum Einsatz. Seit der Saison 2007/2008 ist er in 90 Spielen für den FCL aufgelaufen. Und auch international durfte er mit den U-Nationalmannschaften regelmässig Erfahrungen sammeln. Zwar meist als Auswechsel – oder Ergänzungsspieler, aber trotzdem steht er nun schon bei 9 Länderspielen für die U-21. Seine Qualitäten liegen dabei ganz klar im defensiven Bereich. Nach hinten versteht er es sehr gut abzusichern und überzeugt mit grossartigem Stellungsspiel. Er kann das Spiel der gegnerischen Mannschaft gut lesen und somit effizient zerstören. Ebenfalls ist er sehr ballsicher. Er hat ein gutes Auge und kann präzise Pässe schlagen, wobei dies eher zu seinen ‚Schwächen‘ gehört. Schaut man sich diesen Katalog an, erscheint es fast schon logisch, Wiss für die Innenverteidigung in Betracht zu ziehen. Dort kommen seine Qualitäten voll zum Zug. Wieso er bis jetzt selten als Innenverteidiger in Frage kam, könnte ganz pragmatische Gründe haben. Beim FCL Nachwuchs gibt es zwar viele Talente, aber nur wenige Ausnahmekönner. Wiss gehört in die zweite Kategorie. Deshalb wurde ihm auf Nachwuchsstufe automatisch eine zentrale Rolle in der Mannschaft zugeteilt. Die Position des klassischen 6ers ist die vielleicht anspruchsvollste im heutigen Fussball. Man muss ein kompletter Spieler mit offensiven und defensiven Qualitäten sein, um da spielen zu können. Wiss bringt dies mit, weshalb die Trainer ihn jeweils als zentralen Mittelfeldspieler qualifizierten. Dort hatte er den grössten Einfluss aufs Spiel. In der ersten Mannschaft ist der Konkurrenzkampf um einiges härter. Wiss war immer eine valable Alternative, vermochte sich jedoch nie vollständig durchzusetzen. Eine Neubeurteilung der Situation könnte ihm nun durchaus eine neue Position als Innenverteidiger zuteilen.

Da er das Spiel lesen kann, steht er meist perfekt und erspart sich so viel Laufarbeit und auch gefährliche Fouls rund um den Strafraum. Klar gibt es noch einige Automatismen, welche zu verinnerlichen sind, aber die Grundqualitäten zum Innenverteidiger sind bei Wiss vorhanden. Auch hat der FCL bisher nicht viele valable Alternativen auf dieser Position. Nebst Puljic und Sarr steht kein gelernter Innenverteidiger bereit – nur junge Spieler wie Bühler stünden noch zur Verfügung. Wiss hat mittlerweile die Qualität und die Sicherheit, die Aufgaben eines Innenverteidigers zu erfüllen. Seine Ausbildung als defensiver Mittelfeldspieler könnte ihm dafür gar nützlich sein. Im heutigen Fussball muss das Spiel bereits von den Innenverteidigern (manche sagen gar vom Torwart) ausgelöst werden. Ein spielstarker und taktisch gut geschulter Spieler hat deshalb sicher keinen Nachteil für diese Position. Wo Wiss sich eindeutig noch verbessern kann und muss, ist das Kopfballspiel und die Zweikampfstärke. Da haben aber die letzten Jahre gezeigt, dass sich das Problem mit zunehmendem Alter von selbst auswuchs. Noch dürfte er ein paar Kilos an Muskeln zulegen, um physisch stärker zu werden. Dies sollte jedoch kein unlösbares Problem darstellen und lässt sich mit Fleiss erreichen. Die Körpergrösse von 180cm ist zwar nicht ideal, aber auch kein Hindernis. Ein Sally Sarr ist mit 181cm auch nicht grösser und trotzdem stark in der Luft.

Wird Wiss zum grossen Fisch beim FCL?

Es ist an der Zeit, auf die Karte Wiss zu setzen. Er ist seit Fabian Lustenberger das erste grosse Nachwuchstalent im Team. Ständig nur davon zu sprechen macht ihn nicht zum Stammspieler. Der 21-jährige hat es verdient, dass ein Coach nun endlich voll auf ihn setzt. Gerade deshalb, weil er nicht schlechter spielen wird als seine Vorgänger dies in den letzten Spielen getan haben. Die Jungen Spieler brauchen Spielzeit, um sich weiterentwickeln zu können. Der FCL muss beweisen, dass er das Bekenntnis zur Nachwuchsförderung ernst meint und nötigenfalls dem Trainer auch den notwendigen Druck aufsetzt. Wer A sagt, muss auch B sagen. Nur solche Beweise werden zukünftige Nachwuchstalente überzeugen können, in Luzern zu bleiben oder zum Verein zu wechseln. Desweiteren wäre es ein Spieler aus der Region, was diese Argumente noch verstärkt.

FCL Fan Blog plädiert deshalb dafür, dass Wiss fortwährend als Innenverteidiger eingesetzt wird. Sollte er den Beweis antreten, dieser Rolle nicht gewachsen zu sein, darf der Coach gerne wieder auf die bewährten Kräfte setzen. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass Muri es nicht bereuen würde, in der Innenverteidigung zukünftig voll auf die Karte Alain Wiss zu setzen.

Was denkt ihr. Ist Wiss der richtige Mann für die Innenverteidigung?