CUPFINAL-Vorbericht. Eine taktische Anleitung zum Sieg

Endlich. Es ist soweit. Der Cupfinal wird zum dominanten Thema. Vorbei die langen Tage, als es noch galt anderen Spielen künstlich die Hauptaufmerksamkeit zu schenken. Jetzt heisst es; nächster Halt, Stade de Suisse. Ein gutes Gefühl. Basel rückt ins Fadenkreuz des Luzerner Cup-Express. Und auch sie werden mit dem Versuch scheitern, uns aufzuhalten.

Im vor einer Woche erschienenen Artikel ‚Sieg unser‘ wurde bereits angetönt, weshalb die Luzerner Mannschaft motivierter und entschlossener ist, dieses Spiel für sich zu entscheiden. In diesem Bericht soll deshalb vermehrt auf taktische und spielerische Elemente eingegangen werden. Am Resultat ändert dies nichts. Der FC Luzern wird die Sandoz-Trophäe am Schluss in die Höhe stemmen können.

Bei der Luzerner Aufstellung wird es vermutlich, wie in den letzten beiden Spielen erprobt, auf ein 3-4-3 hinauslaufen. Wobei es sich faktisch eher schon um ein 5-4-1 handelt. Mit drei Innenverteidigern wird versucht das Zentrum dicht zu machen. Zwar übernehmen die beiden äusseren Innenverteidiger teilweise auch Aufgaben eines Aussenverteidigers, dies wird sich wohl aber gerade zu Beginn des Spiels kaum beobachten lassen, da die Luzerner nicht kopflos nach vorne Rennen werden. Mit anderen Worten; die Aussenverteidiger werden sich in leicht vorgerückter Position in erster Linie auf die Defensive konzentrieren. In Anbetracht der Tatsache, dass der FCL mit drei Innenverteidigern und zwei zentralen Mittelfeldspielern auflaufen wird, werden es die Basler kaum schaffen, Angriffe durch die Mitte zu fahren. Sie werden genötigt, über die Seiten zu agieren. Dort treffen sie aber auf eine undurchlässige Mauer. Die Aussenverteidiger sind dabei multifunktional einsetzbar. Bei allfälligen Konterchancen über die Flügel sollen sie in die Offensive vorstossen und so ein Übergewicht auf der Seite schaffen. Das Fehlen in der Defensive kann dank dem flexiblen System ausbalanciert werden. Viel wichtiger ist jedoch ihr defensiver Aufgabenkatalog. Sie agieren als leicht vorgeschobene Aussenverteidiger und können mit dem nahestehenden Innenverteidiger oder dem Flügelspieler die Basler Angriffsmaschinerie auch auf dem Flügel ins Stocken bringen. Die zugrundeliegende Idee nennt sich ‚doppeln‘. Das Beispiel im Bild unten mit Shaqiri und Steinhöfer zeigt schematisch auf, wie dies funktionieren könnte. Der Basler Flügelspieler wird eng und in Überzahl bedrängt damit er keine Möglichkeit hat, sich zu entfalten. Er wird praktisch von allen Seiten eingekesselt. Dadurch verliert der Angriff an Tempo und Überraschungsmoment. Auch ein overlapping des Aussenverteidigers wird dadurch extrem erschwert. Bei perfektem Defensivverhalten der Luzerner müssten solche Angriffe eigentlich gar nicht erst möglich sein. Das Ganze funktioniert selbstredend auf beiden Abwehrseiten. Genau das mögen die Basler am Luzerner Spiel so gar nicht. Die blau-weissen versuchen die Basler Offensive durch kompaktes Auftreten im Zentrum auf die Seiten zu verlagern. Und dort geraten die Bebbis ins Stocken, weil sie keinen Platz und keine Zeit für schnelle oder kreative Ideen bekommen. Was auf den ersten Blick einfach klingt, erfordert jedoch eine perfekte Abstimmung und viel Laufarbeit. Man versucht als Kollektiv die Luft für Basel so dünn wie möglich zu gestalten.

So könnte man Basel stoppen

Im Zentrum werden die Bebbis auf Geistesblitze des Ausnahmekönners Xhaka vertrauen wollen. Und an diesem Punkt setzt ein weiteres wichtiges Element der Luzerner Verteidigung ein. Es ist von absolut zentraler Bedeutung, Granit Xhaka so weit als möglich aus dem Spielgeschehen zu eliminieren. Er ist Hirn und Herz im Basler Spiel. Eine gangbare Lösung könnte gar eine als altmodisch abgestempelte Manndeckung bilden. Für alle Abonnenten des deutschen Fussballmagazins ‚11 Freunde‘, erklärt Frank Wormuth in der neuesten Ausgabe unter der Rubrik Fussballschule, wie genau das funktionieren könnte. Grundsätzliche Idee ist eine gezielte Manndeckung auf den Spielmacher der gegnerischen Mannschaft. So agierte beispielsweise Jos Luhukay’s FC Augsburg in mehreren Spielen in dieser Saison und schaffte nebst einem überraschenden Punktgewinn gegen Double-Gewinner Borussia Dortmund auch sensationell den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga. Für den FC Luzern würde das bedeuten, dass sich ein Spieler im Mittelfeld ausschliesslich um Xhaka kümmern würde. Burim Kukeli wäre wie geschaffen dafür. Leider besteht die grosse Wahrscheinlichkeit, dass er für den Final gesperrt sein wird, weshalb er hier gar nicht erst in der Startformation aufgeführt wurde. Sein aufsässiges, körperbetontes Verhalten werden die Luzerner schmerzlich vermissen. Mit seiner Abwesenheit wird auch die Theorie des Manndeckers unwahrscheinlicher. Nichts desto trotz wird sich ständig ein Blau-weisser um das Basler Ausnahmetalent kümmern müssen. Wenn ihm nämlich ständig ein Luzerner im Nacken sitzt, wird sich Xhaka’s Einfluss aufs Basler Spiel enorm einschränken lassen und ihn mit der Zeit hoffentlich zermürben. Genau dies muss das Ziel der Luzerner sein. Grundsätzlich richtet sich Yakins Taktik wohl auf ein Spiel gegen den Ball aus. Bei Xhaka liesse sich mit einem Spiel gegen den Mann jedoch vermutlich mehr erreichen. Wie auch immer, das Eliminieren des Neo-Gladbachers im Mittelfeld wird von zentraler Bedeutung sein. Denn schon oft konnte beobachtet werden, dass sich in diesem Fall bei den rot-blauen kaum Chancen ergeben und sich auch Alex Frei zurückfallen lässt, um Bälle zu bekommen. Und solange sich Frei im Mittelfeld aufhält, wird er vorne keine Tore erzielen. Es ist also immer als gutes Zeichen zu werten, wenn der kleine Giftzwerg hinten anzutreffen ist. Marco Streller sollte zudem bei seiner Stärke – dem Kopfballspiel – von Tomislav Puljic in Schach gehalten werden können. Auch wenn der Kroate in letzter Zeit nicht mehr durch totale Sicherheit glänzte, wird an ihm wohl kaum ein Weg in der Startformation vorbeiführen. Denn sollten die Basler doch mal auf der Seite durchbrechen, kann er als einer der Wenigen im Sechzehner die Lufthoheit behaupten. Ebenfalls ist er auf hohe Bälle in kick and rush Manier ein wertvoller Spieler, um die Gefahr vom eigenen Tor fernzuhalten.

Dass diese taktische Ausrichtung gegen den FCB funktioniert, konnte in dieser Saison schon mehrmals beobachtet werden. Ballkünstler wie Shaqiri können sich nicht entfalten und die Basler laufen regelmässig in der blau-weissen Defensive auf. Mit ihrem 4-4-2 sind die Kicker vom Rheinknie gegen das flexible Luzerner Abwehrverhalten zu statisch und schaffen kaum Überraschungsmomente. Der grösste Negativpunkt des Luzerner Systems ist die partielle Passivität. Man orientiert sich an den Stärken des Gegners und daran, wie diese ausgeschaltet werden können. Dabei geht die Notwendigkeit, selbst etwas fürs Spiel zu tun, fast schon vergessen. Traditionellerweise kamen die Luzerner mit dieser Taktik nur auf Konterchancen gefährlich vors gegnerische Tor. Eine klinische Präzision und Effizienz sind deshalb die Schlagworte in der Offensive. Obwohl die Luzerner – wie im letzten Spiel gegen Basel bewiesen – auch anders könnten, so stellt die oben beschriebene Taktik wohl trotzdem die erfolgversprechenste Lösung dar – zumindest fürs Erste. Damals nämlich übernahmen sie durch einige taktische Veränderungen in der Halbzeit im zweiten Umgang das Zepter der Partie und spielten die Basler während gut 30 Minuten an die Wand. Streller meinte damals nach dem Spiel, dass sie mit Luzerns Veränderungen überhaupt nicht zu Recht kamen und deshalb den Ausgleich hinnehmen mussten. Die Yakin-Truppe hat also valable Alternativen bereit, sollte dies notwendig werden. Es ist beruhigend zu wissen, dass man selbst auch agieren kann, sollte dies nötig werden. In einem ersten Schritt ist wohl jedoch eine Defense-First Ausrichtung vorzuziehen. Einerseits um Sicherheit zu gewinnen, andererseits aber auch, um die Basler mental zu zermürben. Wir werden in den (mindestens) 90 Minuten zu Chancen kommen. Wenn diese kaltblütig verwertet werden, dann ist das System perfekt aufgegangen. Egal wie das Spiel verläuft, die Luzerner sind gerüstet. Der Halbfinal hat gezeigt, dass wir eine frühe Führung verwalten können und die letzten beiden Meisterschaftsspiele machten ebenfalls klar, dass der FCL auch kurz vor Schluss noch in der Lage ist zu treffen.

Es ist angerichtet. FCL – Bring en hei!!

So, nun aber genug taktisches Geplänkel. Denn bei aller Taktik wird es am Schluss vor allem aufs Kämpferherz ankommen. Und auch wenn die Basler über mehr individuelle Klasse verfügen, so sind die blau-weissen die leidenschaftlicheren Kämpfer. Darum geht es im Cup. Die normalen Gesetzmässigkeiten des Fussballs sind für 90 Minuten ausser Kraft. Wenn sich unsere Spieler die Lungen und die Beine aus dem Leib rennen, wird ihnen der Sieg nicht zu nehmen sein. Sie haben den grösseren Willen, dieses Spiel zu gewinnen. Das lässt sich ja auch neben dem Feld beobachten. Während die Basler nicht mal alle Tickets loswerden konnten, hätten die Luzerner das Stadion auch alleine gefüllt. Der Unterschied in der Einstellung wird deshalb auch auf den Rängen spür- und hörbar sein. Wir sind der 12. Mann!! Und wenn diesmal der Schiedsrichter nicht wieder eine rot-blaue Brille trägt und seinem Auftrag der Neutralität nachkommt, so werden die Mannen aus Luzern am Ende die Trophäe mit in die Zentralschweiz nehmen. Da gehört sie auch hin!! ES IST ZEIT – ZEIT FÜR NEUE HELDEN!!!

HO-HO-HOPP LOZÄRN!!!

1960, 1992, 2012 – die Luzerner Cupsieger-Mannschaften