Danke FCL

Eigentlich wollte ich erst gar nichts schreiben. Was bringt es schon? Dann doch. Nein? Ja? Irgendwie musste ich aber in die Tasten hauen und etwas niederschreiben. Es hilft. Vielleicht nicht nur mir. Den Frust lösen? Nein, das ist es irgendwie nicht. Den trotz unglücklichem Ausgang bin ich mit dem Auftritt der Luzerner gestern mehr als zufrieden. Es geht mir einzig darum zu sagen, wie stolz ich auf unsere Mannschaft bin. Denn es scheint erwähnenswert, dass das Spiel der Luzerner gestern absolut beeindruckend war. Wir haben Basel kontrolliert, ja gar dominiert. Eine Mannschaft, die in dieser Saison Bayern München und Manchester United besiegte, wusste gegen die Luzerner auch in Bestbesetzung keine Mittel, um Chancen zu kreieren. Die blau-weissen haben ihre Fähigkeiten optimal auf den Platz gebracht. Sie haben ihr Können auf den Punkt abgerufen. Sie waren voll da, als es zählte. Das ist aber nicht mal der wichtigste Grund, weshalb man von der gestrigen Leistung so lobend sprechen darf. Der Hauptpunkt war die Leidenschaft und Kampfkraft, welche von jedem Spieler beobachtet werden konnte. Die Kicker haben sich für die Luzerner Farben auf dem Platz zerrissen. Sie haben gespielt, wie es die eingefleischtesten Fans für ihren Klub tun würden, wenn sie den die Fähigkeiten dazu hätten. Gestern waren wir eine Einheit. Alle für Einen. Zusammen blau-weiss. Dafür soll der Mannschaft ein dickes Dankeschön übermittelt werden. Vielleicht bekommen sie es ja mit.

Ein leidiges Übel war einmal mehr der ‚Unparteiische‘. Man mag sich eigentlich gar nicht mehr schon wieder über ihn zu unterhalten. Die Leistung jedenfalls war eines Cupfinals nicht würdig – unterirdisch, katastrophal und mit einer rot-blauen Brille. Selbst Heiko Vogel hätte sich wohl nicht getraut so zu pfeifen. Deshalb fragt man sich im Nachhinein halt schon, wie könnte das Resultat aussehen, wenn einmal ein Cupfinal richtig und neutral gepfiffen würde. Was wäre, wenn in der 9. Minute der klare Penalty für Luzern gegeben wird? Was wäre, wenn ein kleiner Rempler an Shaqiri – eines Falles nicht würdig – in der 56. Minute nicht als Foul taxiert wird. Was wäre, wenn Abraham wegen einer Tätlichkeit an Gygax vom Platz fliegt? Was wäre, wenn Kovac für seine Intervention an Winter als letzter Mann rot sieht? Was wäre, wenn Dragovic die mehrmals längst fällige zweite gelbe Karte erhält und vom Platz fliegt? Gar Vogel hat dies erkannt und Dragovic frühzeitig vom Platz genommen. Am Schluss sind es müssige Fragen. Man kann ja doch nichts ändern. Was bleibt ist ein schaler Nachgeschmack. Einmal mehr. Es ist schlicht und einfach frustrierend. Auf der einen Seite, weil erneut der Schiedsrichter den Final gewichtig mitentschieden hat und auf der anderen Seite, weil man zweifelsohne weiss, dass die Pfeife nicht stumm geblieben wäre, wären die Rollen umgekehrt verteilt gewesen. Da passt es ins Bild, dass Wermelinger laut Blick nachdem Spiel allen Ernstes sagt, er habe die strittigen Szenen nicht gesehen. Aber es bringt nichts, sich länger damit aufzuhalten. Diese Abläufe zugunsten der Grossen sind ja hinlänglich bekannt.

Vielmehr soll noch mal auf die ausgezeichnete Leistung der Unsrigen geschaut werden. Es war eine Freude den Luzernern zuzuschauen. Man hat auf den Rängen richtiggehend gespürt, wie heiss die Mannschaft auf dieses Spiel war und welch grosser Einsatz und Leidenschaft dieser Leistung zugrundelag. Die Defensive Ordnung war exzellent. Die Basler fanden schlicht keine Lösung gegen das kompakte Abwehrbollwerk. Die Defensive und das Mittelfeld standen sehr eng zusammen und es gab keinen Platz zwischen den Linien. Basel wurde nach aussen gedrängt. Es war ein kreativ- und tempoloses Spiel der Bebbis in Handball-Manier. Die Luzerner kämpften um jeden Ball, was unzählige Balleroberungen zur Folge hatte. Gekonnt und intelligent wurde versucht schnell nach vorne zu spielen. Man kam gar mehrmals in ausgezeichnete Abschlusspositionen, versemmelte aber dann die Schüsse. Es fehlte uns die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Die Abgebrühtheit eines Weltklasse Stürmers. Die Moral war aber mehr als intakt. Auch ein Tor der Basler, welches aus dem Nichts fiel, wurde souverän weggesteckt. Mental war das schlicht eine Weltklasse-Vorstellung. Und dann der Ausgleich. Wohl kein Luzerner wird dieses ekstatische Gefühl der Freude jemals wieder vergessen. Ein blau-weisser Freudentaumel. Eine wahre Explosion. Die Hoffnung war grösser denn je zuvor, dass das Spiel zu unseren Gunsten drehen würde. Jeder wusste, dass der psychologische Vorteil nun auf unserer Seite lag und kämpfte nochmals mit ganzer Kraft. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung. Ein riesiges Dankeschön an die Mannschaft. Die Einsatzbereitschaft und Lauffreude eines Winters möchte ich an dieser Stelle besonders hervorheben. Dass er sich die letzten fünf Minuten der Verlängerung mit einem Holzbein zu Ende quälen musste, war die Konsequenz seines grossen Einsatzes zuvor. Aber auch Lezcano’s unglaubliche Kampfkraft soll erwähnt werden. Jedes Mal hat er die Laufwege vorne auf sich genommen, um die Basler Defensive unter Druck zu setzen. Immer im Wissen darum, dass er den Ball nie erreichen wird. Aber sein Einsatz war ein wichtiges Puzzleteil im Luzerner Spiel. Sie sind wahre Schlachtrösser, wie sie nur Luzern zu schätzen weiss. Ein grosses Kompliment auch an die Kampfkraft von Renggli und Wiss. Unglaublich wie viele Bälle sie eroberten und mit welcher Präzision die Pässe gespielt wurden. Auch den restlichen Spielern gebührt eine Verneigung. Sally Sarr und Claudio Lustenberger genossen auf ihren Seiten Freiheiten, weil sie wussten, dass man den anderen Defensivleuten Vertrauen konnte und allfällige Fehler ausgebügelt werden. Tomislav Puljic zeigte trotz seinen unischeren Auftritten in letzter Zeit eine tadellose Leistung und überzeugte vollends als Abwehrpatron. Danke euch allen für die Final-Qualifikation, die Euphorie und Danke für diesen grossartigen Effort. Wir verliessen das Stadion gestern mit Stolz und im Wissen darum, dass wir die bessere Mannschaft waren. Es war das knappste aller möglichen Resultate. Die Luzerner haben die vielleicht beste Mannschaft, welche es im Schweizer Klub-Fussball je gab, kontrolliert, dominiert und an den Rande einer Niederlage gebracht. Gar Marco Streller musste nach dem Spiel zugeben, dass Luzern die bessere Mannschaft war. Dass die Hobby-Deutschen vom Rheinknie am Schluss im Penaltyschiessen die Oberhand behielten, ist anhand ihres Erfahrungsschatzes und der Coolness nicht überraschend. Wir können aber wenigstens von uns behaupten, den Anstand behalten zu haben. Es gebührt sich einfach nicht, wie sich Zoua, Shaqiri oder auch Sommer in den letzten Szenen des Spiels verhielten. Es zeigt nur Charakterlosigkeit und das Treten des Fair-Play Grundsatzes. Trotz all ihren Erfolgen haben die Basler in diesen Momenten wenig Klasse bewiesen. Sei’s drum. Ich war, bin und werde auf ewig froh und dankbar darüber sein, muss ich mich nicht FCB-Fan schimpfen.

Am Schluss können wir uns von der gestrigen Leistung nichts kaufen. Cupsieger der Herzen – es bringt keine Titel. Aber der gestrige Abend hat eines gezeigt. Luzern ist zurück. Wir spielen wieder vorne mit. Die Mannschaft und die Fans bildeten eine Einheit. Eine ganze Region stand hinter der Mannschaft. Man hat den FCL wieder bis in die letzten Winkel der Zentralschweiz gespürt. Es war wie in grossen Zeiten. Das Entwicklungsprojekt FCL ist noch jung. Die Aussichten viel versprechend. Die Wechsel und Neuerungen der letzten Wochen in der Führungsetage waren durchwegs positiv. Wir besitzen eine intakte Mannschaft mit grossartiger Moral. Einen Trainer, der wohl nicht den beliebtesten und attraktivsten Fussball spielen lässt, uns jedoch mit seiner taktischen Brillanz zurück auf die Erfolgsspur brachte. Es war einmal der Traum, wieder zurück zu kommen. Der Traum ist auch ohne den gestrigen Titel irgendwie wahr geworden. Luzern ist zurück. Zwar hat man die Trophäe gestern fürs Erste verpasst, aber in Zukunft wird mit uns zu rechnen sein. Und wenn wir uns die Ereignisse des letzten Jahrzehnts nochmals vor Augen führen, so kann man sagen, dass die Entwicklung durchaus woanders hin hätte führen können. Ich bin stolz auf dieses Team. Stolz auf die geilsten Fans der Welt und die einmal mehr grossartige und einmalige Choreo des Luzerner Anhangs. Stolz und voller Freude, auf was da in den nächsten Jahren kommen wird.

ES GID NUR EI STADT I DE SCHWIIZ!!!

Präsident und Sonnenkönig – Danke Walter Stierli

Auf in die Zukunft

Der FC Luzern bleibt in Bewegung. Ein weiterer gewichtiger Personalentscheid wurde diesen Mittwoch gefällt. Walter Stierli tritt per Ende Saison 2011/12 als Verwaltungsratspräsident der FC Luzern-Innerschweiz AG zurück. Damit enthebt er sich bereits ein Jahr früher als angekündigt seines Amtes und tritt einen Schritt kürzer. Als Investor und Verwaltungsratspräsident der Löwen Sport und Event AG, wird Stierli dem FCL in unterstützender und beratender Funktion weiterhin erhalten bleiben. Es ist ein guter Moment für einen Schnitt – obwohl etwas zu spät und mit zu viel Scherben. Aber immerhin, er ist jetzt weg. Stierli hat spätestens diese Saison definitiv zu stark gerudert und meist nur reagiert, statt zu agieren. Er scheint dies nun wohl selbst eingesehen zu haben, weshalb sein Entscheid unter dem Druck von Sponsoren von unerwartet realitätsbezogener Beurteilung der Situation zeugt.

Der designierte Nachfolger Mike Hauser

Mit Mike Hauser ist ein kompetenter und motivierter Nachfolger in den Startlöchern. Die Organisation wird nicht auf den Kopf gestellt und ihren Weg wie bis anhin weitergehen. Gewisse unprofessionelle Äusserungen dürften in Zukunft jedoch nicht mehr vorkommen. Davon zeugt bereits ein erstes kompetentes Interview mit Hauser.

Walter Stierli wurde in seiner Amtszeit viel kritisiert. Gerade in den letzten Monaten hatte der Druck auf ihn nochmals immens zugenommen. Der FC Luzern war ständig mit Negativschlagzeilen in der Presse anzutreffen. Die Bandbreite reichte vom Disput mit den Fans bis hin zu ständigen Wechselgerüchten um Murat Yakin. Dabei hat sich Stierli mit seinen Entscheidungen und Aussagen bei den Supportern zum Abschluss nicht viele Freunde gemacht. Es würde seinen Leistungen jedoch nicht gerecht werden, die ganze Arbeit auf einige wenige Geschehnisse zu reduzieren. Schaut man sich das Gesamtbild der Ära Stierli an, so kann er stolz sein auf das Erreichte und die Fans dürfen (wenn sie denn wollen) ihm dankbar sein. Dieser Text soll sich deshalb nicht mehr mit den Kritikpunkten aus der Epoche Stierli befassen, darüber wurde bereits genug geschrieben und diskutiert. Es ist an der Zeit, dem Mann einen würdevollen Abgang zu bereiten. Schliesslich hat er in Luzern viel erreicht und bewegt.

 

Reichen wir die Hand für einen fairen Handschlag zum Abschied

 

Als Kapitän eines lecken Schiffes hat er 2005 angefangen und man darf behaupten, dass das Schiff FCL in einen sicheren Hafen eingelaufen ist. Nicht unter Posaunen und Trompetengeheul, aber solid und sicher. Das Gesamtergebnis spricht daher für Stierli’s Arbeit. Immerhin hat er den Klub von der Challenge League an die Spitze der Super League geführt, die finanzielle Gesundung vollzogen und ein neues Stadion hingestellt. Dass man über sieben Jahre nicht mit all seinen Entscheiden zufrieden sein kann und deshalb teilweise Unzufriedenheit aufkam, ist klar. Das liegt jedoch in der Natur der Sache. In einem Fussball-Verein, wo die sozio-kulturelle Welt der Fans auf die ökonomische Welt des Business trifft, sind Differenzen unvermeidbar – dies lässt sich in jedem Klub beobachten. Wenn dann halt leider in der internen und externen Kommunikation geschlampt wird und überhastete Entscheide und Aussagen gemacht werden wie in den letzten Monaten, dann ist die Kritik auch berechtigt und die Ereignisse können sich überschlagen. Lässt man die Emotionalität aussen vor, kann man aber festhalten, dass es schlussendlich für beide Seiten eine Bereicherung sein kann, wenn Missstände aufgedeckt werden. Möge dies manchmal auch schmerzhaft sein. Auf Klub- und Fanseite hat sich in dieser Saison nochmals extrem viel getan, was nicht nur Schlechtes mit sich brachte. Die aktuell grosse Bewegung in der Fanszene ist zwar nicht Stierli’s Verdienst, der Umgang, das Engagement und die Auseinandersetzung mit den Problemen wurde jedoch wegen ihm intensiviert. Das grosse Herzblut vieler blau-weisser wurde dadurch sichtbar gemacht. Die Anliegen werden vertreten und haben mobilisiert. Nicht zuletzt diese Plattform, als kleines Mosaik einer grossen Bewegung, ist erst dadurch entstanden. Die Fans werden hoffentlich in der Lage sein, das Gesamtbild nicht aus den Augen zu verlieren – Sympathien hin oder her. Walter Stierli durfte ja musste in einzelnen Aktionen und für gewisse Aussagen heftig kritisiert werden. Dafür sind die Fans da. Man darf sich nicht blind alles gefallen lassen. Als Gesamtes sind wir in Luzern jedoch weiter gekommen. Der Verein und die Fans haben sich entwickelt und stehen heute an einem anderen Punkt als noch 2005. Das ist schlussendlich das Wichtigste. Dies wurde teilweise vergessen und man zog nicht mehr am gleichen Strick.

Jetzt aber gibt es einen Cut und somit einen Neuanfang. Man kann sich neu orientieren und alte Geschichten begraben. Wer Charakter und Grösse hat, kann über gemachte Fehler hinwegsehen und steht der Zukunft offen und positiv gegenüber. Nur gemeinsam sind wir stark!! Vielleicht ist es für viele noch zu früh, aber mit etwas Distanz wird man hoffentlich feststellen, dass es dem Verein heute sehr gut geht und vieles davon der Führung zu verdanken ist, welcher auch Stierli angehörte. Es darf deshalb gehofft werden, dass die grosse Mehrheit der Fans dies auch würdigen wird und Stierli einen Abschied mit Anstand bereitet. Auch ich bin ein grosser Kritiker Wauti’s und verlor zum Schluss den Glauben an ihn. Sein Rücktritt beweist aber, dass er das Beste für den FCL will und nicht nur ein persönliches Schaufenster anstrebt. Wir meckern in Luzern momentan auf hohem Niveau. Immerhin befindet sich der FC Luzern aktuell auf Platz zwei der Super League und im Cup-Final. Klar ist diese Saison speziell, aber wir sind heute an einem Punkt, daraus Profit schlagen zu können, während in den letzten Jahren ein Platz 2 auch in einer solchen Saison nicht drin gelegen wäre. Mehr als in dieser Saison haben wir schon seit Jahren – ja Jahrzehnten – nicht mehr erreicht. Lasst uns dies in den Fokus rücken. Einen Abgang mit Respekt und Würde hat der Mann verdient, welcher über sieben Jahre Zeit, Geld und Herzblut aufwendete, diesen Verein zu führen und auf eine gute und solide Spur zu stellen. Darum:

DANKE WALTER STIERLI UND ALLES GUTE!!

Adieu Walter Stierli - Ein Blau-Weisser